10 Taktiken für Soft-Skills in der Bewerbung

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Flexibel, belastbar, teamorientiert und ihre Brüder und Schwestern: Wie gelangen Soft-Skills in Bewerbungen? 10 Taktiken, die alle in der Realität vorkommen – und von denen nur zwei (einhalb) gut sind – stelle ich Ihnen im Folgenden vor.

Stellenanzeigen-Skills abschreiben

Die Idee dahinter: Wenn ein Unternehmen einen neuen Mitarbeiter sucht, der beispielsweise Verhandlungsgeschick, Organisationsfähigkeit und Lernbereitschaft mitbringt, liegt man 100 % richtig, wenn man genau diese Skills als seine eigenen angibt. Was sollte schiefgehen? Nun, in den meisten Fällen erkennen HR-ler ihre eigenen Worte wieder. Die Bewertung: “Abgeschrieben! Setzen, sechs!” (bzw. “Absage” der Bewerbung). “Wir suchen jemanden, der mehr als Abschreiben kann” – bzw. jurristisch korrekt: “Wir haben einen noch besser Qualifizierten Bewerber gefunden”.

Anzeigen-Skills umformulieren

Sie denken sich: Wenn ich wortwörtlich abschreibe, fällt es auf, das mache ich deshalb besser nicht. Stattdessen variiere ich schlau: Wenn das Unternehmen jemanden mit “Organisationstalent” sucht, bin ich “gut im Organisieren”. Wenn jemand gebraucht wird, der “kommunikationsstark” ist, verfüge ich über “Kommunikationstalent”. Das Problem: Auffällig ist die vollständige Deckung von Vorlage und Kopie immer noch. Sie ist nur nicht ganz so platt. Und selbst, wenn Sie damit durchkommen: Im späteren Vorstellungsgespräch werden Sie gebeten, Beispiele zu nennen. Als purer Kopist kommen Sie hier nicht weiter.

Bewerbungsratgeber abschreiben

Wozu sich selbst Gedanken machen? Der gewiefte Bewerber erwirbt einen Bewerbungsratgeber mit Vorlagen und schreibt dort ab. Der Vorteil: Neben den Softskills können Sie gleich den ganzen Text übernehmen. Der Nachteil: Auch dieser Trick fällt erfahrenen Personalern auf, die die gängigen Vorlagen kennen. Daher erwartet Sie auch in diesem Fall leider nur eine Absage.

Listen abarbeiten

Nach all den “verbotenen” Wegen erinnern Sie sich vielleicht: Im ersten Teil des Bewerbungsratgebers, den Sie sich extra angeschafft haben, gab es doch solche Listen, mit denen man sich selbst einschätzen konnte? Tatsächlich, prima! Jetzt kreuzen Sie an, was am ehesten auf Sie zutrifft. Damit kommen Sie dem Ziel tatsächlich schon erheblich näher! Andererseits: So ein paar Kreuze sind schnell gemacht und mit dem Stellenangebot haben Sie sich dadurch auch noch nicht auseinandergesetzt. Fazit: Auf halbem Weg stehen geblieben.

Zeugnis-Sprache

Häufiger lese ich in Bewerbungen auch derart gestelzte Selbstbeschreibungen, dass sie sich sofort als Zeugnis-Sprache entlarven. Zugegeben: Ihr Zeugnis-Dokument beschreibt Sie. Nur: Es bleibt eben Zeugnis-Text, der ähnlich wie Gesetzestexte oder Beipackzettel einen speziellen Platz hat. Zeugnissprache gehört ins Zeugnis – und nirgendwo anders hin! Eine Umformulierung können Sie versuchen, aber das ist ziemlich schwer. Besser, Sie lassen das Zeugnis für sich sprechen und überlegen sich für Ihr Anschreiben einen anderen Weg.

Hit-Liste des sozial Erwünschten

“Kreativ” ist so eine Vokabel, die in sehr vielen Anschreiben auftaucht. Wenn wir das wörtlich nehmen dürften, wimmelte es hierzulande nur so von ideensprühenden Erfindern. Dürfen wir aber nicht! Die Herkunft des Attributs “kreativ” ist eine andere: Den Bewerbern erscheint es einfach gut, so zu sein. Genauer: Allgemein gut und überall angesagt. In den meisten Fällen sammeln sie damit aber keineswegs Pluspunkte. Ein kreativer Buchhalter ist das Gegenteil von empfehlenswert. Und ein kreativer Texter ist eine Tautologie – so wie “weißer Schimmel”. Merke: Allgemein positive Soft Skills gibt es nicht! Es kommt immer auf den Kontext an – und auf Sie persönlich!

Der Mix

Nach allem, was gesagt wurde, könnten Sie nun auf folgende Idee verfallen: “Abschreiben in jeder Form fällt auf und Umformulieren sticht auch ins Auge. Dann mache ich es einfach raffinierter und schreibe aus so viel verschiedenen Quellen ab und formuliere um, dass kein Leser mehr das Original durchscheinen sieht.” Das Problem daran ist, dass der Leser ein Wirrwarr sondergleichen geboten bekommt. Eine verwaschene Bewerbung ohne Profil. Das sollte es ja auch nicht sein ….

Lassen Sie die Soft Skills einfach weg

“Ach, alles Einfache verbietet der Herr Burger. Kann ich diese Soft-Skills nicht einfach weglassen?”, denken Sie sich. Ganz ehrlich: Ja, das könnten Sie. In der Tat bekommen Sie für Soft-Skills in der Bewerbung kaum Pluspunkte zugeschrieben, eben weil in der Praxis so viel Abgeschriebenes und Nichtssagendes vorkommt. Deshalb: Ja, lassen Sie bei Ihrer Selbstbeschreibung im Zweifel die persönlichen Stärken weg und konzentrieren Sie sich auf die Hard Facts. Diese sind im Zweifel ohnehin entscheidend! Also: Hierfür eine halbe Empfehlung.

Erkunden Sie sich selbst!

Obacht, jetzt wird’s positiv: Nutzen Sie Listen, Rückmeldungen aus Zeugnissen, persönliches Feedback von anderen, Tests, gründliche Selbstreflexion Ihrer Erfolge und Misserfolge und ggf. auch die Hilfe vom Jobcoach, um sich selbst zu erkunden: Das ist vorbildlich und vor allem zielführend! Sie gewinnen nicht nur Erkenntnisse, die sich in ein paar Worten im Anschreiben wiederspiegeln, sondern können auch im Vorstellungsgespräch souverän Rede und Antwort stehen. Darüberhinaus gelingt es Ihnen, eigenständig zu beurteilen, wie Sie Ihre Stärken am besten im Beruf einbringen, d.h. mit welchem nächsten Job Sie Karriere machen.

Belegen Sie Ihre Stärken mit Beispielen!

Ein beredtes Beispiel schlägt abstrakte Schilderungen bei Weitem! Überlegen Sie, wo Sie im Beruf oder ggf. im privaten Rahmen Ihre Stärke unter Beweis gestellt haben. Verdichten Sie das Beispiel so, dass es in wenigen Sätzen prägnant hervortritt und verständlich wird. Das verankert sich in den Köpfen Ihrer Zuhörer im Gespräch und hilft Ihnen fortan dabei, Ihre Person mit positiver Leistung zu verknüpfen.

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