Viele gute Gründe und ein bedenklicher Grund für die Karriereberatung

Die Kund:innen meiner Karriereberatung kommen zu mir als Karriereberater und Coach in der Regel mit einem Anliegen, das sinnvoll ist und gut bearbeitet werden kann. In Ausnahmefällen führt sie jedoch ein Vorhaben zu mir, das gar nicht realisiert werden soll, sondern eine ganz andere Funktion erfüllt.

Gute Gründe für eine Karriereberatung oder ein Coaching

Es gibt zahllose gute Anlässe, eine Karriereberatung in Anspruch zu nehmen. Dazu gehören etwa diese:

  • Reflektion des aktuellen Stands der Karriere bzw. der Berufstätigkeit
  • Vorbereitung auf eine konkrete neue Stelle
  • Vorbereitung des nächsten beruflichen Schritts / Karriereplanung
  • Geplanter Stellenwechsel (intern oder extern)
  • Verbesserung von persönlichen Beziehungen am Arbeitsplatz
  • Optimierung des Führungsverhaltens
  • Die Chancen am Arbeitsmarkt bestimmen und verbessern
  • Das eigene berufliche und persönliche Profil genauer definieren und schärfen
  • Konkrete Anlässe wie Berufswahl, Zeugnischeck, Bewerbungscheck, Gehaltsverhandlung, Jahresgespräch
  • Persönliche Entwicklung per Coaching

Letzteres bedeutet einen Gewinn sowohl für die berufliche Entwicklung als auch für die persönliche Lebenssituation und -zufriedenheit. All diese Anlässe – und viele weitere – nutzen Kund:innen, um mich zu kontaktieren, worauf wir sinnreich und produktiv zusammen arbeiten. Die eigene Positionierung wird klarer, die Chancen am Arbeitsmarkt besser, die berufliche und private Zufriedenheit steigt, das konkrete Anliegen ist bearbeitet.

Daneben gibt es aber auch eine besondere Art von Anliegen, die eine deutliche Schattenseite haben. Es geht dabei um Pläne, die gar nicht realisiert werden sollen. Stattdessen erfüllen sie selbst einen Zweck. Sie haben die Funktion, etwas anderes zu verdecken.

Ein Vorhaben haben

Vereinzelt treffe ich Menschen, die offiziell etwas ändern möchten. Dies entspricht auch durchaus ihrer ehrlichen Perspektive, sie sind überzeugt von ihrem Vorhaben. Doch unbewusst geht es um das Veränderungsprojekt selbst – angeblich wichtig und vielleicht sogar zusätzlich dringend. Aber in der Realität werden diese besondere Art von Projekten höchstens halbherzig verfolgt. Denn ihre wahre Funktion ist nicht, umgesetzt und abgeschlossen zu werden. Ihre Funktion ist es, als Projekt fort zu bestehen.

Dies klingt widersprüchlich und merkwürdig – ist aber auch verständlich. Denn es kann einige Gründe für diese speziellen Projekte geben:

  • Hat man das Vorhaben, beispielsweise die Stelle zu wechseln oder sich selbständig zu machen, fällt es leichter, den unangenehmen Alltag im aktuellen Job zu ertragen
  • Indem man sich mit seinen Träumen beschäftigt, hat man das Gefühl, aktiv etwas für sich und seine Zukunft zu unternehmen
  • Das Ausmalen einer besseren Zukunft ist angenehm
  • Das Beschäftigen mit einem Vorhaben macht den aktuellen Job zu einem vorübergehenden Zustand, der sich bald ändern wird
  • Die Behauptung, ein Veränderungsvorhaben zu verfolgen, bietet eine gute Rechtfertigung vor sich selbst und anderen, noch etwas länger das zu tun, was man aktuell macht

Auch ein solches “windiges” Vorhaben zu verfolgen, ist ein guter Grund, eine Beratung aufzusuchen. Denn die eigenen unbewussten Anteile und Bremser müssen ja erst erkundet werden.

Klar ist aber auch, dass es nach einer solchen Klärung in sehr verschiedene Richtungen weitergehen kann. Vielleicht wird das Vorhaben nun wirklich ernsthaft in Angriff genommen – das ist allerdings der unwahrscheinlichste Ausgang. Häufiger wird es so sein, dass die vorigen Pläne stark variiert, bis auf weiteres zurückgestellt oder komplett aufgegeben werden. Stattdessen tritt das in den Vordergrund, worum es in Wirklichkeit geht. Vielleicht hält einen etwas im alten Job, was man sich nicht eingestehen will? Möglich ist sogar, dass dem eigenen strengen Vater etwas bewiesen werden soll oder man sich vor Ehemann oder -frau rechtfertigen will. Zahllose Konstellationen sind denkbar. In jedem Fall steht nach der Entlarvung des Plans als Selbstzweck eines an: Das Erforschen der psychischen Hintergründe und verborgenen Motivationen. Das ist zwar nicht die ursprüngliche Vision. Aber es führt entscheidend weiter – im Beruf wie im Leben.

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