Traumjob oder Looser? Ausbildungsstart 2013 verpasst? Nachträgliche Tipps für Ihren Berufsstart

Vor wenigen Tagen begannen die Berufsausbildungen 2013. Die Bewerbungsfristen bei den Großbetrieben für 2014 enden bald. Was tun, wenn es noch nicht geklappt hat, mit der Ausbildungssuche? Die besten Tipps sind dieselben, wie sie für die spätere Karriere auch gelten.

Die richtige Zahl an Bewerbungen

In den letzten Wochen hatte ich in meiner Stuttgarter Karriereberatung einige Kunden, deren Bewerbungsunterlagen ich für die Ausbildungssuche optimieren durfte. Es ging um Ausbildungen und duale Studiengänge für 2014 – rennomierte Unternehmen suchen jetzt fürs nächste Jahr. Meine Kunden erwarteten und bekamen Tipps für den Lebenslauf und fürs Anschreiben.

Meine Fragen waren aber auch: “Wie viele Bewerbungen haben Sie geplant? An welche Adressen sollen sie gehen?” Die Antworten waren so, wie ich sie erwartet hatte. Meine Kunden nannten als Zahl ein halbes Dutzend. Die Ziele waren die nahmhaftesten Unternehmen in der Region Stuttgart. Das ist viel zu wenig! Dort bewerben sich alle! Wer nicht mit dem besten Zeugnis der Schule glänzen kann, aber sich nicht mit den Krümeln begnügen will, die die anderen übrig gelassen haben, müssen mehr Bewerbungen verschickt werden! Auch und gerade an die etwas unbekannteren Unternehmen!

Erfahrungsgemäß tun fast alle Bewerber zu wenig, um sich den Wunsch nach dem Traumjob zu erfüllen.  Interessanterweise klagen sogar die Unternehmen selbst über zu wenig Bewerber. Gerade kam der aktuelle Kurzbericht des IAB (Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung) heraus. Danach verlief in einem von drei Fällen die Besetzung einer ausgeschriebenen Stelle aus Unternehmenssicht problematisch. Hauptgrund: Die Arbeitgeber erhielten zu wenig Bewerbungen!

Übrigens: Manche eigentlich längst besetzte Ausbildungsstellen für 2013 werden jetzt noch kurzfristig frei. Die einen bevorzugen ein anderes Angebot, die anderen bekommen doch noch den ersehnten Studienplatz. Stimmt die Quantität, kommt es auf Ihre Argumente an.

Argumente erarbeiten

Aus früheren Beratungen für Ausbildungssuchende, die ich früher im Auftrag der Arbeitsagentur durchführte, war das Klientel gemischter, als in meiner heutigen Karriereberatungs-Praxis. Da gab es Bewerber mit guten Noten und allerlei Praktika. Hier konnte ich helfen: Als Jobcoach konnte ich die besten Argumente heraus suchen. Als Text- und Bewerbungsprofi konnte ich sie treffend formulieren und in die richtige Form bringen.

Daneben erinnere ich mich aber auch an Jugendliche, die als Prototyp des faul chillenden Jugendlichen hätten dienen können. Sie zeigten mir schlechte Zeugnisse. Sie hatten keinerlei Praktika im Zielberuf absolviert. Passende Hobbys? Fehlanzeige! Offenbar hatten sie in der Schule herum gegammelt und ihre Freizeit mit schierem Nichtstun verbracht. Wie hätte ich Unternehmen solche Bewerber schmackhaft machen sollen? Sie lieferten mir keinerlei Argumente! Heiße Luft bleibt heiße Luft, selbst wenn sie professionell in einer schönen Kiste verpackt ist!

Hier ist es mir wichtig. zu erklären, dass die Argumente von den Bewerbern selbst erarbeitet werden müssen. Die Vorstellung, dass man sich bewirbt und genommen wird oder nicht, ist unzutreffend. Richtig ist: Die erfolgreichen Kandidaten haben sich schon länger auf ihre Bewerbung vorbereitet. Beispielsweise durch Praktika, durch Interviews mit Berufspraktikern, durch gezieltes Verbessern bestimmter, relevanter Zeugnisnoten, durch das private Aneignen von Vorwissen.

Später verbreitete ich diese Botschaft per Weiterbildungen für Jugendhaus-Mitarbeiter. Ihnen leuchtete das von mir empfohlene schrittweise Vorgehen sofort ein. Zu oft haben die Sozialarbeiter Jugendliche erlebt, die nach ihrem Scheitern in einer Ausbildungsrunde herum bummelten und im nächsten Jahr wieder nur Absagen ernteten. Wenn aber heute scheitert, hat ganze zwölf Monate Zeit, sich fürs nächste Jahr zu positionieren. Genügend Raum für Praktika im Zielberuf und für ehrenamtliches Engagement, fürs Selbststudium und für Interviews mit Praktikern, für einen Nebenjob und und und, um sich fürs nächste Jahr eine günstigere Ausgangsposition zu verschaffen. Etappenweise sammeln selbst Jugendliche mit überschaubarer schulischer Leistungskraft die passenden Argumente. In Form bringen kann sie dann der professionelle Jobcoach. Aber existieren müssen die Argumente schon vorher.

Oder anders herum gesagt: Ziehen Sie professionelle Hilfe zur rechten Zeit in Betracht. Denn wenn Sie zwölf Monatte für eine gute Ausgangsposition gearbeitet haben, sollte der Bewerbungserfolg nicht an der Präsentation scheitern.

Das Ziel in Etappen angehen

Was hier für Azubis beschrieben wurde, gilt auch für Berufserfahrene. Auch hier glauben viele, dass man sein Ziel sofort oder gar nicht erreicht. Sie meinen, eine Bewerbung wäre einfach erfolgreich oder eben nicht. Zutreffender müsste man den Prozess aber so beschreiben: Die Festanstellung im richtigen Job ist das Hauptziel. Um es zu erreichen, braucht man Zwischenziele, die man sich Schritt für Schritt erarbeiten kann.

Solche Schritte können sein: Ein Minijob, der später ausgebaut wird; eine befristete Beschäftigung, die in eine unbefristete Festanstellung umgewandelt wird; die Arbeit auf Honorarbasis im Zielberuf; ehrenamtliches Engagement ebenda oder die geziele Weiterbildung. In sehr vielen Fällen braucht es die Kombination mehrerer dieser Bausteine. Beispielsweise könnte sich eine Kauffrau mit Zahlenaffinität über eine Weiterbildung Buchhaltungskenntnisse aneignen, per Initiativbewerbung einen Minijob akquirieren und dann ein Jahr später auf eine Buchhaltungsstelle bewerben. Merke: Buchhaltungskräfte sind in der Region Stuttgart meist nur mit Erfahrung gefragt.

Auch Führungskräfte positionionieren sich für den nächsten Schritt in Etappen. Durch die Übernahme von bestimmten Projekten, durch Networking und die Mitarbeit in passenden Arbeitsgruppen, duch das Veröffentlichen von Fachartikeln oder die aktive Mitgliedschaft im Fachverband. Bei der Bestimmung Ihres Zieles und der Planung eines solchen Weges können wir Karriereberater sinnvoll helfen.

Wer am liebsten alles auf eine (Glücks-) Karte setzt, möge bitte Lotto spielen. Alle anderen betreiben besser eine sinnvolle Karriereplanung.

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