Neue Eckpunkte für die berufliche Zukunft

Der Beruf sichert unseren Lebensunterhalt und prägt unsere Lebenszufriedenheit – circa 80.000 Stunden verbringen wir im Job. Derzeit ist viel im Umbruch. Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt der Zukunft? Welche Branchen profitieren?

Das Leben ist mehr als der Beruf

In meinem Buch Traumjob für dummies können Sie austarieren, wie für Sie ein gutes Verhältnis zwischen Beruf und Leben aussieht, Sie können Ihren persönlichen Karrierebegriff erarbeiten, erkunden, was für Sie eine sinnvolle Tätigkeit ist und welche Werte Ihnen wichtig sind. Dies kommt zur beruflichen Potenzialbestimmung (berufliche Kompetenzen, Erfahrungen und Interessen) dazu.

Denn eine emotional belastende Arbeitsstelle schlägt leicht auf Ihr Wohlbefinden durch. Beispielsweise, indem sich beruflicher Stress in ungesunde Lebensgewohnheiten verwandelt oder private Beziehungen leiden, weil schlicht die Zeit für sie fehlt oder Sie gereizt und unleidig in Ihre freie Zeit gehen.

Megatrends auf dem Arbeitsmarkt

Dies vorausgeschickt, betrachten wir die Megatrends wie Digitalisierung, Klimakrise und Biodiversitätskrise. Oder auch den Rückbau der globalisierten Lieferketten. Interessant ist hier das Wechselverhältnis zwischen Politik und Klimaphysik. Wir leben heute schon in einem Klima, in dem noch nie ein Mensch gelebt hat. Die Folgen davon sind erst teilweise sichtbar – sie werden immer deutlicher werden. Je weniger die Politik dieser Situation heute Rechnung trägt, desto stärker eskaliert sie. Was ganz sicher nicht passieren wird: Nur weil die Politik zögerlich handelt, um bei Wahlen zu bestehen, bleiben die physikalischen Folgen aus.

Für die Laufbahnplanung heißt dies: Es ist schlau, sich nicht nur daran zu orientieren, was Regierungen uns als „normal“ verkaufen. Wir können daran zwar erkennen, welche Politik angestrebt wird. Nicht jedoch, welche Politik die physikalischen Veränderungen früher oder später erzwingen wird.

Große Umbrüche auf dem Arbeitsmarkt lösen meist erhebliche Sorgen bei den Betroffenen aus. Dabei gilt: Soweit diese persönlichen Sorgen sich konkret auf Ihr Berufsprofil beziehen, sollten Sie unbedingt reagieren. Zu unspezifischen Bedenken ist aber zu sagen: Das Umwälzen von Stellen und Profilen auf dem Arbeitsmarkt passiert ständig und ist ein normales Kennzeichen unseres Wirtschaftssystems. Gehen Sie von einer Größenordnung um die zehn Prozent aus. In der Summe verringert sich die Anzahl der Arbeitsplätze dadurch nicht.

Arbeitsmarkt Automotive

Betrachten wir beispielsweise den Arbeitsmarkt in der Automobilindustrie. Der Umstieg auf das Elektroauto wurde bis vor wenigen Monaten noch vehement bekämpft. Was kam? Der Boom des (reinen) Elektroautos. Dies ist ein deutliches Beispiel dafür, was ich eben sagte: Richten Sie sich nicht nur danach, was die Politik gerade will. Sondern betrachten Sie auch, was aufgrund der physikalischen Situation wahrscheinlich kommen wird.

Was nun konkret die Veränderung auf dem Arbeitsmarkt angeht, kann davon ausgegangen werden, dass es im Wesentlichen läuft, wie eben beschrieben: Es gibt einen Umbruch von zehn Prozent der Arbeitsplätze. Dies heißt nicht, dass zehn Prozent der Arbeitnehmer:innen ihren Job verlieren. Sondern: Ein Teil geht in Rente. Die neu eingestellten Mitarbeiter:innen bringen die jetzt gefragten Qualifikationen mit. Bestehende Arbeitsplätze werden neu zugeschnitten, aber bleiben erhalten. Selbstverständlich gibt es auch die – immer bitteren – Arbeitsplatzverluste. Hier braucht es individuelle Lösungen. Im erwähnten Buch können Sie Ihr Potenzial erkunden, anschließend die Bewerbungsunterlagen schärfen – und viele, die dies durchmachen mussten, sind am Ende zufrieden mit ihrer beruflichen Entwicklung.

Was bringt die Ampel-Politik?

Im Zeichen der Veränderungen unserer Lebenswelt steht das Regierungsprogramm der bundesdeutschen Regierung. Welche Auswirkungen wird es auf den Arbeitsmarkt haben? Die Arbeitsmarktforscher:innen vom IAB legten nun einen Bericht dazu vor. Betrachtet wurde nur ein Teil der politischen Vorhaben. Zum einen weil nicht alle konkret genug formuliert sind, um die Folgen abzuschätzen. Zum anderen wurde nur der Unterschied zu den Plänen der Vorgängerregierung untersucht.

Allein durch die – wie gesagt sehr ausgewählten – Maßnahmen der Ampel-Regierung sollte das BIP bereits in diesem Jahr über ein Prozent steigern, im Jahr 2030 sollte es um 1,2 Prozent höher liegen, als heute. Das IAB gibt ferner an, dass viele neue Arbeitsplätze entstehen. Ab 2025 beispielsweise 400.000.

Das IAB berechnet dabei, wie gesagt, nur den Unterschied zur Planung der Vorgängerregierung. Studien belegen jedoch, dass die letzte Große Koalition mit den damals beschlossenen Programmen ihre Ziele nicht erreicht hätte – daher würde eine Zielerreichung der Ampel laut IAB eher zu 800.000 neuen Stellen führen. Ein Mangel an Arbeit besteht also sicher nicht.

Als Haupttreiber der Entwicklung sieht das IAB das Baugewerbe an. Konkrete Branchen, die profitieren werden, sind Architektur, Hochbau und alle Baugewerke, insbesondere Klempnerei, Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik. Aber auch die Energietechnik gewinnt. Sowie die Landwirtschaft – aufgrund des Ausbaus der Bio-Landwirtschaft.

Plan B

Kommen wir auf die größere Perspektive zurück. Die IAB-Studie erwähnt den Ukraine-Krieg nur im Schlusssatz. Dass die Politik der Ampel-Regierung keineswegs der klimaphysikalischen Situation entspricht, wird selbstverständlich auch nicht berücksichtigt.

Es ist daher auf jeden Fall zu empfehlen, sich die konkret absehbaren Änderungen auf dem Arbeitsmarkt anzusehen, wie es in der IAB-Studie geschieht und hieraus Rückschlüsse zu ziehen. Dabei sollten Sie jedoch nicht stehen bleiben, sondern zusätzlich die Wirkungen der Mega-Trends berücksichtigen. „ein Ski-Ressort in den Alpen aufzumachen, ist sicher eine schlechte Idee. Klimaanlagen werden sich in den nächsten zwanzig Jahren dagegen sicher besser verkaufen als aktuell“ – sagt Prof. Christian Stöcker im lesenswerten Interview zu diesen großen Trends.

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