Erfolg: Dank Begabung oder Glück?

Wer möchte nicht Karriere machen und das beste aus seinen Möglichkeiten heraus holen? Doch lohnt sich erhöhter Einsatz überhaupt oder entscheidet pures Glück oder Pech über den Erfolg? Eine Studie liefert Ergebnisse – und es lässt sich einiges zur eigenen Karrieregestaltung daraus ableiten.

Mäßige Begabung und Glück siegten

Zwei Physiker und ein Ökonom, die sich mit Simulationsrechnungen auskennen, bauten eine fiktive Gesellschaft zusammen. Sie verteilten die Begabung so, wie sie in unserer Gesellschaft üblicherweise vorkommt. Die meisten waren mittelbegabt, wenige unterdurchschnittlich, wenige überdurchschnittlich. Alle starteten mit gleichem Einkommen. Dann streuten die Forscher im Abstand von sechs Monaten Glück oder Pech ins System. Unfälle hemmten die einen, Forschungsgelder förderten die anderen. Nach vierzig Jahren war das Ergebnis eindeutig: Die durchschnittlich Begabten mit viel Glück waren die Erfolgreichsten – und zwar mit einem riesigen Abstand. 20 der insgesamt 1.000 Personen in der Simulation, d.h. gerade einmal zwei Prozent, verfügten am Ende über sagenhafte 44 Prozent des Gesamtkapitals!

Das grundsätzliche Resultat, kann ich aus meiner mittlerweile über 20-jährigen Erfahrung als Karriereberater gut nachvollziehen. Interessant ist für mich aber auch, welche Rückschlüsse daraus gezogen werden können.

Regeln für die Karriere

Glück wird landläufig so verstanden: Man hat es oder man hat es nicht. Die einen rakkern sich ergebnislos ab und sehen andere neben sich ohne ersichtlichen Grund die Karriereleiter hochfallen. Glück oder Pech – da kann man nichts machen. Oder?

Ich behaupte: Glück kann man quasi provozieren – auch wenn das dem herkömmlichen Verständnis entgegenläuft. Dabei ist das Alltagsbeispiel nah: Wer einmal Lotto spielt, wird kaum etwas gewinnen. Wer es öfter probiert, kann sich zumindest hin und wieder auch über eine Auszahlung freuen. Wie bei Glücksspielen immer, gewinnt zwar am Ende die Bank. Aber hier ist die Realität sogar freundlicher zu uns. “Das Gesetz der großen Zahl” ist aus dem Vertrieb bekannt. Wer seine Kaltakquise bei 50 Kunden täglich anbringt, hat doppelt so viele Chancen wie sein Kollege mit nur 25 Anrufen pro Tag.

Das bedeutet:

  • Wer fleißig kommuniziert, erhöht die Karrierechancen massiv; denn im Netzwerk erhält man Tipps, Informationen, Ideen.
  • Wer mehr arbeitet, produziert größere Erfolgsaussichten. Mozart und Picasso haben nicht nur schöne Werke erschaffen – sondern einfach sehr, sehr viele. Von denen waren einige richtig gut.
  • Wer mehr Projekte in verschiedenen Richtungen in Angriff nimmt, bei dem erhöhen sich die Erfolgsaussichten für ein richtig erfolgreiches Projekt.
  • Wenn Jugendliche bei der Berufswahl nicht nur ein oder zwei, sondern vier Praktika machen, haben sie doppelt so viele direkte Eindrücke aus Berufen gesammelt!
  • Studierende, die mehrere Praktika bei Unternehmen absolvieren, vergrößern entsprechend ihre Chancen, einen Job angeboten zu bekommen.
  • Das Brainstorming-Prinzip verfielfacht einen Ausgangswert: Statt nur mit einer Idee in die Umsetzung zu gehen, werden zunächst möglichst viele Ideen gesammelt – und erst im nächsten Schritt sortiert.
  • Wer das Potential einer Idee testet, indem er bei 10 Leuten ihre Einschätzung einholt statt bei zweien, hat die Meinungsvielfalt verfünffacht.

Natürlich kommt es immer noch auf die Qualität, auf Talent und Einsatz an. Dennoch weist die Studie nicht nur besonders auf die übergroße Rolle des Glücks hin. Sondern sie enthält auch die Empfehlung, das Glück zu provozieren. Talent ist übrigens wahrscheinlich auch nur zielgerichteter Einsatz. Mit anderen Worten: Es liegt – trotz eindeutigem Studienergebnis – viel in der eigenen Hand.

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