Qualität in der Weiterbildung – Zertifikate und Begriffe

Wodurch wird die Qualität einer Weiterbildung definiert? In erster Linie dadurch, dass Sie das passende Angebot für sich und Ihr Profil finden. Daneben gibt es aber einiges auf Seiten der Bildungsanbieter zu beachten. Heute greife ich die häufigsten Fragen auf, die ich dazu höre.

Ich habe keinen Bildungsgutschein, was tun?

Wer in den von mir im letzten Artikel auf diesem Blog erwähnten Datenbanken recherchiert, stolpert erfahrungsgemäß über den Begriff “Bildungsgutschein”. Hierbei handelt es sich um ein von der Agentur für Arbeit oder den Jobcentern ausgegebenes Papier. Empfänger sind in der Regel Bezieher von Arbeitslosengeld I oder II (“Hartz 4”).

Wer kein Arbeitslosengeld bezieht, kann die Weiterbildung in aller Regel auch buchen; aber dann auf eigene Kosten. Vielleicht übernimmt ein anderer Träger die Gebühr. Entscheidend ist in jedem Fall, dass Sie keinen Bildungsgutschein benötigen, um das Angebot buchen zu können. Der Hinweis auf den Bildungsgutschein versteht sich lediglich als Hinweis für jene, die einen Bildungsgutschein besitzen und einlösen wollen.

Ist die AZAV-Zertifizierung ein wichtiger Hinweis auf Qualität?

Nein! Diese Zertifizierung ist nur für das Einlösen des Bildungsgutscheins wichtig. Zwar besagt die Zertifizierung, dass gewisse organisatorische Voraussetzungen (Anwesenheitsliste) oder Normen (Preis pro Stunde) eingehalten werden. Aber das alleine garantiert nur in groben Grenzen ein hochwertiges Seminar. Wenn Sie viel Geld in die Hand nehmen, um sich weiter zu bilden, sagen wir, einen dreistelligen Betrag für ein Wochenendseminar: Was brauchen Sie dann eine Anwesenheitsliste (die kontrolliert, ob Sie auch da sind) und eine Preisobergrenze (die Sie ohnehin überschreiten)?

Die AZAV-Zertifizierung zeigt an, dass Kunden der Arbeitsagentur oder der Jobcenter anwesend sein werden. Häufig gibt es auch zwei Preise: Einen – niedrigeren – für die Bildungsgutschein-Inhaber und einen – höheren – für Selbstzahler. Manchmal unterscheidet sich dann der Service vor Ort. Bei den einen sind z.B. Kaffee und Snacks inbegriffen. Die anderen zahlen die Verpflegung selbst. Angesichts von Preisen, die sich leicht um mehrere hundert Euro unterscheiden, ein geringer Vorteil. Er macht sich eher am Status fest und etabliert quasi eine Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb eines Seminars. Egal: Sie haben einen Bildungsgutschein oder nicht – daran lässt sich wenig ändern.

Was ist ein Zertifikat wert?

Sie denken vielleicht: “Wenn ich schon viel Geld in eine Weiterbildung investiere, möchte ich wenigstens ein Zertifikat dafür bekommen.” “Zertifikat” klingt gut. Es ist aber kein geschützter Begriff. Das bedeutet: Ein Zertifikat ist so viel wert, wie der Anbieter, der es ausstellt. Wer sich beispielsweise seine Künste im Umgang mit MS Office von Microsoft zertifizieren lässt, schindet mehr Eindruck, als wenn er das bei Lieschen Müller täte. Wer zum gleichen Zweck den ECDL (Europäischer Computer Führerschein) erwirbt, hat ebenfalls ein bekanntes und damit anerkanntes Papier erworben. Vergleichen Sie also, ob der Aussteller rennommiert ist, oder nicht. Je bedeutender das Unternehmen, desto besser für Sie.

Übrigens: SAP hat das ganz schlau angefangen. Wo immer auf der Welt Sie sich darin schulen lassen: SAP definiert die Inhalte, die Standards – und verdient mit. Der Trick: Jeder Anwender muss sich per persönlichem Zugang anmelden. MS Office dagegen kann jeder schulen, der es auf dem Rechner hat.

Hier gibt es einen Überblick über Finanzierungshilfen.

Im nächsten Beitrag gehe ich auf die Lernformen ein: Virtuell oder live?

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