Karriereberatung: das Persönliche macht den Unterschied

Die Bewerbung verbessern, die Chancen im Vorstellungsgespräch erhöhen – das wollen viele. Der Markt antwortet mit einer Vielzahl von Angeboten, Büchern, Coachings. Welche Vorteile bietet die persönliche Beratung gegenüber von Buch-Ratgebern?

Richtige oder falsche Bewerbungs-Tipps

“Ach, dann ist es also nicht richtig, wenn ich vor allem den Ranghöchsten bei Antworten anschaue?”, will mein Kunde wissen. Diesen Tipp habe er bei der Vorbereitung auf seine Vorstellungsgespräche in einschlägigen Buch-Ratgebern gelesen. Wir kennen uns schon ein paar Stunden, haben bereits ein Video-Training zusammen gemacht. Deshalb ist meine Antwort klar: “Nein, das halte ich für eine komplette Überforderung. Wie sollen Sie das hinbekommen? Schließlich müssen Sie auch denjenigen anschauen, der die Frage gestellt hat.” Anschließend gebe ich ein paar Tipps zum Thema Blickkontakt. “Sehen Sie zunächst denjenigen an, der Ihnen die Frage gestellt hat. Wenn Ihre Antwort länger dauert, nehmen Sie zusätzlich Blickkontakt zu den anderen Gesprächsteilnehmern auf.” Außerdem: “Auch wenn jemand die ganze Zeit gar nichts sagt und nur dabei sitzt, sollten Sie ihn ab und zu mittels Blickkontakt einbeziehen.”

Pauschaler oder individueller Rat

Die Situation ist typisch für die Beratung. Aus pauschalen oder fraglichen Tipps, die sich in Bewerbungsratgebern finden, werden konkrete, individuelle Hilfestellungen. Ist der von meinem Kunden ins Spiel gebrachte Rat, den Ranghöchsten bevorzugt mit Blicken zu bedenken, denn falsch? Das kann man so nicht sagen. Zusätzlich zu dem, was ich oben an Ratschlägen angeführt habe, könnte es eine weitere Optimierung der Situation darstellen. Aber ob das Augenmerk gerade auf diesem einen, oder auf anderen Tipps liegen sollte, hängt von der Person des Ratsuchenden und dessen Fertigkeiten ab.

Anders gesagt: Auch die besten Buch-Ratgeber können immer nur pauschale Tipps bieten. Etwas anderes ist in Buchform einfach nicht möglich. Deshalb lohnt die persönliche Beratung, auch wenn sie teurer ist. Sie wirkt im Einzelfall effizienter, weil sie passgenau arbeitet. Und sie hinterlässt nachhaltigere Eindrücke, da sie im persönlichen  Gespräch entsteht.

Außerdem setzt sie den Hebel grundsätzlich anders herum an. Im Mittelpunkt steht die individuelle Situation des Ratsuchenden – egal unter welcher Rubrik sich das Thema im Buchregal fände. Mal ist ein Hinweis aus einem Bewerbungsratgeber zielführend. Mal eine kleine Übung aus dem Verhandlungstraining. Mal ist es eine Geschichte aus einem Kommunikationsseminar, die genau die gegebene Situation am besten focusiert. Langjährig erfahrene und gründlich ausgebildete Coachs und Trainer können aus dem Vollen schöpfen und genau die richigen Mittelchen anwenden, um aktuell den maximalen Vorteile für die Kunden zu gewährleisten.

Tipps in der richtigen Reihenfolge

Ein anderes Beispiel: “Was sollte ich an meinem Sprechstil verbessern, damit ich besser ankomme?” Meine Gedanken dazu sind vielfähltig. Ich könnte lange antworten und Anregungen geben. Dennoch ist mein Tipp kurz gehalten. Drei Schwerpunkte gebe ich am Ende unseres Video-Trainings aus. Wir hatten alles schon angesprochen, die Frage meines Kunden gibt mir nochmal die Gelegenheit, das Besprochene zusammen zu fassen.

Alles andere erläutere ich folgendermaßen: “In ein oder zwei Jahren, wenn Sie im neuen Job angekommen sind, könnten wir alle anderen Themen Ihrer Rethorik angehen. Das ist dann die richtige Zeit dafür!”. Warum ich nicht gleich alles sage? Und womöglich geschäftstüchtig die nächsten zeitnahen Trainings-Aufträge einheimse? Zum Wohle meines Kunden. Denn eine Überfülle an Tipps und das Videotraining können auch leicht verunsichern. Es gilt, das Wesentliche im Blick zu halten. Erst wenn die momentan machbaren wichtigen Veränderungen sitzen, dürfen die nächsten Entwicklungsschritte folgen. Würde ich den Geschäftsmann in mir in eigener Sache zu Rate ziehen, wäre das dumm. Doch bei mir persönlich gewinnt hier die Moral.

Wie ein Buchratgeber die richtige Reihenfolge und das Ausklammern momentan zu weitgehender Tipps in den Griff bekommt? Eher gar nicht. Denn auch der beste Aufbau eines Buches kann nur eine kleine Hilfestellung zur Tippauswahl sein. Und Ratschläge und Strategien um ein paar Wochen verschieben, funktioniert gar nicht.

Fazit: Verstehen Sie den Nutzen von Bewerbungsratgebern richtig. Einen Rat lesen heißt nicht, ihn befolgen zu können. Geben Sie sich ferner nicht der Illussion hin, ein Buch könnte eine Beratung ersetzen. Denn dieser Gedanke passt nur in den seltensten Fällen zur Realität. Dazu sind die Angebote zu verschieden.

Dazu passt: Warum ich keine Bewerbungsratgeber schreibe / Bewerbungsratgeber sind out auf meinem persönlichen Blog

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