Bewerbung: Hilfe, ich habe keine Berufserfahrung!

Absolventen kennen das: Studium oder Weiterbildung sind erfolgreich abgeschlossen, aber auf dem Stellenmarkt gibt es nur Stellen für Berufserfahrene. Eine Situation zum Verzweifeln – und scheinbar unlösbar. Aber es gibt Wege, wie Sie die Berufserfahrung auch ohne feste Stelle erwerben.

“Auch Absolventen”…

Vorneweg: Es gibt Unternehmen, die in Ihre Stellenannoncen schreiben, dass auch Absolventen eine Chance haben. Das Einfachste wäre also, diese Jobs heraus zu filten und sich dort zu bewerben.

Was wir daraus auch folgern können: Vermutlich haben Sie auch eine gewisse Chance bei Unternehmen, die eigentlich Berufserfahrung verlangen. Hier gilt es genau zu lesen: “Erste Berufserfahrung wünschenswert” heißt lediglich, dass Bewerber mit Berufserfahrung einen Vorteil haben – mehr nicht. Auch eine Formulierung wie “zweijährige Berufserfahrung” legt die Latte noch nicht allzu hoch. Erst wenn eindeutig steht “mindestens fünf Jahre Berufserfahrung” gehen Ihre Chancen als Berufsanfänger gegen null.

Praktikum

Die gängigste Art und Weise, sich Berufserfahrung anzueignen, ist das Praktikum. Bedenken Sie bitte, dass regulär ausgeschriebene Praktikumsstellen häufig voraus setzen, dass man noch studiert. Es kann sich daher von Fall zu Fall lohnen, das Studium etwas zu verlängern, um hier zum Zug zu kommen. Auf jeden Fall macht dieser Punkt deutlich: Verbinden Sie Ihre Studienarbeiten mit Tätigkeiten im Unternehmen. Seien dies Praktika oder Abschlussarbeiten.

Wer schon den Abschluss in der Tasche hat, kann sich ebenfalls um ein Praktikum bemühen. Vielleicht fällt dann der Konzern aus dem Raster, der sich verpflichtet hat, keine Diplomierten ins Praktikum aufzunehmen, um Dumpinglöhne zu vermeiden. Aber das eine oder andere kleine oder mittlere Unternehmen kommt eben doch in Frage. Bei der Auswahl des Partners sollte hier auch bedacht werden, dass ein Praktikum bei einem 5-Personen-Betrieb dem Konzern wenig imponiert. Genauso wie später beim Jobwechsel legt daher die Unternehmensgröße die Richtung fest, in der Sie sich später erfolgreich bewerben.

Freie Mitarbeit

Sie können auch auf Honorarvertragsbasis arbeiten. Besonders dort, wo feste Stellen rar sind, blühen die Angebote an freie Mitarbeiter. Dazu gehören beispielsweise Journalismus und Medien. Aber auch überlaufene Berufszweige wie das Marketing. Wobei hier Honorarjobs seltener sind. Im Gegensatz zur IT-Branche. Notfalls kreieren Sie selbst den Job, indem Sie Ihre Dienste einem persönlich bekannten kleinen oder mittleren Unternehmen anbieten. In jedem Fall vereinbaren Sie für ein bestimmtes Projekt oder in einem begrenzten Stundenumfang die Erbringung ganz bestimmter Leistungen.

Zu beachten sind hier Steuer- und Rentenrecht sowie die Gefahr der Scheinselbständigkeit. In dem überwiesenen Honorar steckt alles drin: Steuer, Rente, die Sie selbst begleichen müssen, Ihre Unkosten und natürlich die Krankenversicherung. Zu prüfen ist, ob Sie sich selbst bei der Rentenkasse melden müssen bzw. diese später auf Sie zukommen und Forderungen stellen könnte.

Mitarbeiter auf Zeit

Ob als “Ferienarbeiter”, als Minijobber oder Aushilfe auf Zeit, mit einem geringeren Stundenumfang oder befristet: Genauso wie bei dem freien Mitarbeiter geht das Unternehmen hier keine großen Verpflichtungen ein. Trotzdem kommen Sie zum Einsatz – und zu einer finanziellen Vergütung Ihrer Arbeit.

Auch parallel zur freien Mitarbeit darf außerdem festgestellt werden, dass schon manche Aushilfe den Sprung ins feste Arbeitsverhältnis beim selben Arbeitgebber geschafft hat. Wenn Ihre Leistung überzeugt, bekommen Sie in jedem Fall eine Empfehlung vom Chef für andere Bewerbungen. Vielleicht werden Sie sogar persönlich und ganz direkt empfohlen, denn: Chefs kennen Chefs.

“Auf der Walz”

In anderen Ländern ist es üblich, dass Absolventen etwas Ähnliches machen, wie die Handwerker auf der Walz: Nach ihrem Abschluss ziehen sie erst einmal zwei Jahre durchs Land, von einem Arbeitgeber zum nächsten. Sie sammeln Berufserfahrung und schauen, wo es ihnen gefällt, bevor sie sich niederlassen. Sie gehen zum Zeitarbeitsunternehmen.

Da dies hierzulande noch unüblich ist, bleibt vorläufig die Kehrseite der Medaille, dass diese Unternehmen nicht gerade als Glanzpunkt im Lebenslauf wirken. Aber ein Killerkriterium sind sie nicht. Und zwei Jahre Berufserfahrung beim Leasing-Unternehmen sind auf jeden Fall besser, als zwei Jahre Arbeitslosigkeit.

Training: Anderen etwas beibringen heißt, kompetenter werden

Sie haben ein Examen erworben und die Zeit verrinnt, ohne dass Sie einen Arbeitgeber finden? Dann geht es mit Ihrem Wissen zu, wie mit einem Haus, das verwittert. Der festen Kern steht noch, aber so langsam bröckelt der Putz. Gegensteuern können Sie dadurch, dass Sie Ihre Kenntnisse weiter geben. Sie vertiefen nicht nur Ihr Know-how, sondern bekommen auch noch Geld in die Kasse: Nicht die schlechteste Lage.

Aus eigener Erfahrung: Nie habe ich so viel über die Office-Anwendungen gelernt, als in der Zeit, in der ich andere darin unterrichtet habe. Teilnehmer machen Fehler, die Sie nie selbst machen würden. Im Herausfinden, was jetzt gerade wieder schief ging, lernen Sie selbst enorm viel über das Programm. Und auch dann, wenn nichts schief geht: Das Erklären von Inhalten ist mehr und anders, als das bloße Anwenden.

DIE gängige Methode, zur Berufserfahrung zu kommen

Die gängige Methode, zur Berufserfahrung zu kommen, besteht also darin, Verschiedenes zu kombinieren. Es gibt nicht den einen, goldenen Schlüssel, der die Tür zur Berufswelt öffnet. Den Sie sofort am Glanz erkennen. Der alle Probleme auf einmal beseitigt. Nein, es sind viele Schlüssel zu vielen Türen und jede öffnet den Zugang zur festen Stelle ein wenig mehr.

Generationen von Studierenden in allen auf dem Arbeitsmarkt nicht heiß begehrten Fächern gelangten über obige Varianten zu ihrer Berufserfahrung. Wer zwei Jahre freiberuflich, als Aushilfe, als Praktikant oder befristet Beschäftigter in seinem Beruf gearbeitet hat, mausert sich vom unbeschriebenen Blatt zum Absolvent mit Berufserfahrung, der sich mit guten Chancen auf eine der heiß begehrten festen (Vollzeit-) Stellen bewerben kann.

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